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Gesundheits Kompass

Chefarzt des St. Marien-Krankenhauses Siegen: Ärger mit der „Pumpe”

Chefarzt des St. Marien-Krankenhauses Siegen: Ärger mit der „Pumpe”

Herzschwäche ist eine ernst zu nehmende Erkrankung

Eine Herzschwäche beziehungsweise Herzinsuffizienz ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf kann der Herzmuskel so geschwächt sein, dass er nicht mehr genügend Blut durch den Körper pumpen kann, um den Bedarf der Organe zu decken. Die Folge: Organe, Muskeln und Gewebe erhalten nicht mehr genug Sauerstoff und Nährstoffe. Zudem sammelt sich Wasser in Beinen, Bauchraum und der Lunge an. Die Herzschwäche zählte im Jahr 2020 zu den Herzkrankheiten mit der höchsten Morbidität mit 429.104 vollstationären Fällen und Mortalität mit 34.855 Gestorbenen. Die häufigsten Symptome sind Kurzatmigkeit, geschwollene Beine, zunehmende Müdigkeit und geminderte Leistungsfähigkeit.

Auch können verschiedene weitere Symptome wie Herzrasen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden auftreten.

Da unterschiedliche Herzerkrankungen zu einer Herzinsuffizienz führen können, sind deren Ursachen ebenfalls vielfältig. Häufig folgt eine Herzinsuffizienz jedoch aus einer bereits länger bestehenden Erkrankung wie etwa langjähriger Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung. Die im Alter häufig auftretende Verengung der Herzkranzgefäße bedingt eine Minderdurchblutung und so zu einer Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff; dessen Pumpleistung nimmt ab und es entwickelt sich eine Herzinsuffizienz. Hierneben gibt es jedoch auch zahlreiche weitere Ursachen für eine Herzinsuffizienz, die teilweise auch beseitigt oder zumindest verbessert werden können.

Ungesunder Lebensstil st oft die Ursache

Ebenfalls ist der sehr häufig auftretende und leider zu oft unzureichend therapierte Bluthochdruck eine Ursache für Herzschwäche. Muss das Herz über Jahre hinweg gegen einen zu hohen Blutdruck anpumpen, so führt dies häufig zu einer Verdickung und Versteifung der linken Herzkammer. Diese macht die linke Herzkammer weniger flexibel, so dass ihre Aufnahmefähigkeit eingeschränkt ist. Kann weniger Blut in die linke Herzkammer gelangen, so staut es sich im Vorhof und auch in der Lunge. Langfristig schwächt dies das Herz, sodass es letztlich zu einer ausgeprägten Herzschwäche mit Erweiterung der Herzkammern kommen kann. Neben Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit gibt es weitere Herzleiden wie Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler und Herzmuskelentzündungen, die zu einer Herzinsuffizienz führen können.

Ursächlich für Herzerkrankungen ist häufig ein ungesunder Lebensstil. Viele Betroffene haben Übergewicht, rauchen, trinken zu viel Alkohol oder haben Übergewicht. Herzleiden können aber von anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus herrühren.

Nachts kann eine anfallsartige Atemnot auftreten

Anfangs treten meist kaum Beschwerden auf. Das liegt vor allem daran, dass der menschliche Körper Maßnahmen ergreift, um den Blutkreislauf zu normalisieren: Das Herz schlägt schneller, die Blutgefäße verengen sich, der Körper bildet mehr Blut und der Herzmuskel nimmt an Volumen zu, um die verringerte Pumpleistung auszugleichen. Dies funktioniert über einige Monate, jedoch stoßen diese Mechanismen der Kompensation über kurz oder lang an ihre Grenzen. Mit der Zeit treten daher typische Symptome einer Herzschwäche auf. Ist die linke Herzkammer schwach, atmen die Betroffenen meist schnell und flach und haben das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Manchmal kann es auch zu einer Blauverfärbung der Lippen kommen. Häufig tritt nachts anfallsartige Atemnot auf, da sich das flache Liegen ungünstig auf die Druckverhältnisse in Herz und Lunge auswirkt. Auch tritt mitunter das während des Tages ins Gewebe ausgetretenes Wasser während der Nacht wieder zurück ins Gefäßsystem über. Atemnot ist ein mögliches Kennzeichen der Linksherzinsuffizienz. Aufgrund einer generellen Unterversorgung mit sauerstoffreichem Blut kommt es zudem zu einer zunehmenden Leistungsintoleranz und Müdigkeit. Auch die Gedächtnisleistung kann über die Zeit abnehmen. Weiter zu nennen sind: Unruhe, Husten und Lungenödem; letzteres kann tödliche Folgen haben.

Ist hingegen die rechte Herzkammer betroffen, so wachen viele Erkrankte nachts immer wieder auf, weil sie auf die Toilette müssen. Die Ursache hierfür besteht darin, dass während des Liegens angestaute Flüssigkeit aus dem Gewebe zurück ins Blut übertritt und dann über die Nieren vermehrt ausgeschieden wird. Schreitet die Rechtsherzinsuffizienz weiter fort, können sich die Wassereinlagerungen weiter ausdehnen. Zuerst sind meist die Beine betroffen, später auch die seitliche Bauchregion oder das Gesäß. Ein weiteres typisches und oft gut sichtbares Zeichen sind gestaute Halsvenen. Auch können andere Organe wie der Magen betroffen sein. Dann kommt es mitunter zu Völlegefühl und Appetitlosigkeit.

Fortschreiten der Erkrankung lässt sich bremsen

Sind beide Herzkammern betroffen, leiden die Betroffenen unter einer sogenannten globalen Herzinsuffizienz. In diesem Fall treten die typischen Beschwerden sowohl der Rechtsals auch der Linksherzinsuffizienz auf. Wenn lebenswichtige Organe grund einer Herzinsuffizienz unterversorgt sind, kann es auch zu einem sogenannten kardiogenen Schock kommen, einem Zustand der akut lebensbedrohlich ist und unmittelbare intensivmedizinische Maßnahmen erfordert. Derartige Komplikationen erfordern eine sofortige Einlieferung ins Krankenhaus. Auch ein Herzinfarkt ist eine mögliche Konsequenz einer fortgeschrittenen Herzschwäche. In spezialisierten Kliniken wie im St. Marien-Krankenhaus Siegen nimmt eine sog. Heart Failure Unit die Funktion eines wesentlichen Bindeglieds in der Therapie der Herzinsuffizienz ein - von Aufnahme bis zur Entlassung. Richtig behandelt, wird das Fortschreiten der Erkrankung gebremst. Zugleich können die Beschwerden so verbessert werden, dass ein glückliches und aktives Leben möglich bleibt. Das Behandlungskonzept der Herzschwäche umfasst dabei verschiedene Bausteine, die je nach Diagnose und Schwere der Erkrankung zur Anwendung kommen. 

PROF. DR. MED.
MICHAEL BUERKE
Chefarzt der Klinik für Kardiologie Angiologie und Internistische
Intensivmedizin
Marien Kliniken - St. Marien-Krankenhaus Siegen


HÄUFIGSTE TODESURSACHE

Herzkreislauferkrankungen, die häufig zu einer Herzinsuffizienz führen, gehören auch im Siegerland zu den häufigsten Todesursachen. Die Lebenserwartung der Betroffenen hängt von der allgemeinen Gesundheit, vom Alter und vom Lebensstil ab. Im Durchschnitt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit jedoch häufig kürzer als bei den meisten Krebserkrankungen, sodass etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten im ersten Jahr nach Diagnosestellung einer Herzinsuffizienz verstirbt. Je früher die Herzschwäche erkannt wird desto besser die Prognose für den Patienten.


RECHTZEITIG VORBEUGEN

Einer Herzschwäche kann vorgebeugt werden, indem Betroffene bereits bestehende Erkrankungen gut behandeln lassen und einen gesunden Lebenswandel pflegen. Sehr häufig sind Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit ursächlich für Herzinsuffizienz - beides Erkrankungen, die durch einen gesunden Lebensstil positiv beeinflusst werden. Vorbeugen kann man durch ausreichende Bewegung, Rauchentwöhnung, Übergewichtsabbau und Mäßigung des Alkoholkonsums.