Hallo Herr Klein, die wichtigste Frage vorab: Was genau gehört eigentlich zu den Aufgaben eines Immobilienmaklers?
Wie es der Name bereits sagt, ist die Vermittlung von Immobilien die Kernaufgabe. Das Angebot richtet sich an Käufer und Verkäufer. Einige Makler, so wie wir auch, sind darüber hinaus noch im Mietbereich unterwegs, vermitteln also auch Mietangebote.
Sie haben die Immobilienvermittlung angesprochen. Wie wichtig ist in der heutigen Zeit eine professionelle Beratung - als auch sowohl aus Käufer Verkäufersicht?
Wichtig ist am Ende des Tages, dass eine fachlich und sachlich fundierte Wertermittlung dahintersteckt. Es gibt leider auch immer wieder Makler, die keine vernünftige Berechnung als Grundlage nehmen, sondern den Wert einfach nur Pi mal Daumen schätzen. Das ist unseriös, schließlich muss ich als Makler immer auch nach den Details schauen. Wurde zum Beispiel eine Modernisierung durchgeführt, wird das als wertsteigernd angesehen, gibt es hingegen irgendwelche Schäden, wirkt sich das wertmindernd aus. Ein guter Immobilienmakler sollte definitiv jeden Raum des Hauses gesehen haben, sollte überall Fotos gemacht haben. Der Kunde sollte später in der Marktpreiseinschätzung nachvollziehen können, wie der vom Makler ermittelte Immobilienwert zustandegekommen ist. Genau das ist nämlich oft das Problem: Einige Makler, darunter auch große Ketten, nehmen sich nicht die erforderliche Zeit für ihre Berechnung, die Immobilien sind dann entweder komplett überbewertet oder unterbewertet - wobei in der Regel eher Ersteres der Fall ist. Die Arbeit eines Maklers ist mit viel Arbeit verbunden und seine Kernaufgabe ist es, einen aktuellen Immobilienwert zu ermitteln, der auch wirklich passt. Nur so wird man Käufern und Verkäufern gerecht.
Woran erkenne ich denn einen seriösen Makler, was unterscheidet ihn vom unseriösen?
Nun, ich würde einen Makler immer erst fragen, wie er den Preis einer Immobilie ermittelt. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, welche Leistungen und Tätigkeiten in der Courtage inbegriffen sind. Bei uns sind es neben einer seriöse Wertermittlung zum Beispiel auch Grundbuchauszüge oder gegebenenfalls das Anfertigen neuer Grundrisse, sofern diese gebraucht werden. Viele Makler lassen sich all das separat vergüten, da ist man dann schnell bei weiteren 1000 Euro und mehr. Mein Tipp: Ich würde ein Casting machen, ein Makler-Casting. Tatsächlich machen das auch schon viele Kunden so. Man lässt dann zu einem Termin mehrere Makler kommen, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen und die jeweiligen Leistungen miteinander zu vergleichen. Das ist legitim und mittlerweile ein ganz normaler Prozess. Ich kann nur für uns sprechen, aber wir scheuen diesen Vergleich nicht - und auch andere seriöse Makler sicherlich nicht.
Warum sollte ich einen Makler beauftragen, wenn ich ein Haus kaufen möchte? Auf Häuser, die zum Verkauf stehen, werde ich doch auch anderweitig aufmerksam...
Nun ja. Tatsächlich ist es so, dass sich die Lage momentan komplett ändert, weg vom Nachfragemarkt hin zum Angebotsmarkt. Der Wert der Immobilien ist über Jahre immer nur gestiegen. Was wir dann aber in den vergangenen Monaten nach langer Zeit mal wieder registriert haben, ist eine erste Preisreduktion - und das um 5 bis 10 Prozent. Viele Jahre lang wurden die Preise bezahlt, die aufgerufen wurden, das hat ja auch funktioniert beziehungsweise war irgendwie noch bezahlbar. Heute aber ist das anders, heute ist das nicht mehr ohne Weiteres möglich, denn viele Menschen können sich aus bekannten Gründen keine Immobilie mehr leisten. Deshalb muss und wird der Preis auch wieder sinken, da bin ich mir ganz sicher. Das Nadelöhr liegt momentan allerdings noch bei den Immobilienmaklern, die bei einem hohen Verkaufspreis ja mehr Provision bekommen. Nur: Die hohen Preise passen einfach nicht mehr in die heutige Zeit. Deshalb hier ein Hinweis an alle, die überlegen, ihr Haus zu veräußern: Ich würde es lieber zeitnah versuchen, als in einigen Monaten oder Jahren. Denn die Preise werden sinken, so viel steht fest, das Ganze ist ja auch abhängig vom Zins- und auch der steigt wieder. Wenn der Zins steigt, müssen logischerweise die Häuser wieder günstiger werden.
Wie sollte ich agieren, wenn ich nun eine Immobilie verkaufen möchte?
Ich sprach es bereits an: Als Kunde würde ich zuallererst drei oder vier Makler kommen lassen, um mir ein Bild von ihnen zu machen. Dabei geht es nicht darum, wer mir den besten Preis macht, sondern wer mir was zu welchem Preis anbieten kann. Erhalten zum Beispiel wir, die Freiraum GmbH & Co. KG, den Zuschlag, ist es uns persönlich ganz wichtig, zeitnah das Gespräch mit dem Kunden zu suchen und die Wertermittlung vorzunehmen. Dann beginnt die Vorarbeit: Professionelle Fotos vom Gebäude werden gemacht, ein Exposé wird erstellt. All das wird dem Kunden dann zur Freigabe vorgelegt, denn erst wenn wir von ihm grünes Licht erhalten haben, geben wir das Angebot auch auf den Markt. Im nächsten Schritt kommt es zu den Hausbesichtigungen, die ebenfalls nur in zeitlicher Abstimmung mit dem Verkäufer erfolgen werden. Fällt der Verkäufer dann irgendwann seine Entscheidung, kümmern wir uns auch um die Formalien wie den Kaufvertrag, den Notar oder die Beurkundung. Der Service gilt übrigens auch für den Käufer, denn ihn vertreten wir ja ebenfalls: Wir sind vom Anfang bis zum Schluss für Käufer und Verkäufer da, unsere Leistungen beziehen sich auf beide Parteien.
Wo finde ich als Käufer denn die besten Angebote? Viele Menschen beklagen ja, dass sie seit Jahren ein schickes Häuschen im Grünen suchen, aber nichts finden.
Bei uns ist es so, dass wir die neue Immobilienangebote zuerst auf unseren Seiten in den Sozialen Medien platzieren und die bei uns gelisteten Kunden informieren. Erst eine Woche später veröffentlichen wir die Angebote mit den Exposés dann auf den bekannten Immobilienportalen im Internet.
Gibt es weitere Gründe, die aus Käufersicht für den Einsatz eines Immobilienmaklers sprechen? Schließlich kann ich ja direkt auf den Immobilienportalen oder Online-Marktplätzen dieser Welt suchen – und vielleicht Geld in Form der Maklercourtage sparen.
Das kann man natürlich machen, klar, aber ob man dann wirklich Geld spart, stelle ich mal in Frage. Erst jetzt haben wir wieder einen Fall gehabt, wo eine junge Familie 70.000 Euro mehr Geld für eine Immobilie gezahlt hat, obwohl diese das Geld gar nicht wert war. Das ist am Ende natürlich sehr ärgerlich. Gerade beim privaten Kauf ist ja nicht gewährleistet, dass der aufgerufene Preis einer Immobilie tatsächlich ihrem realen Wert entspricht. Sicherlich gibt es Leute, die mal ein Schnäppchen machen, das gehört auch zur Wahrheit, aber wenn ich wirklich ganz sicher gehen möchte, was ich in der heutigen Zeit nur empfehlen kann, dann kaufe ich nur eine seriös bewertete Immobilie.
Wer beansprucht denn Ihre Hilfe öfter: Käufer, die eine Immobilie suchen, oder Verkäufer, die Ihr Zuhause aus welchen Gründen auch immer veräußern möchten?
Das Verhältnis kippt gerade. Früher waren es mehr Käufer, als es Angebote gab, da waren die Immobilien – wenn überhaupt – nicht lange auf dem Markt. Jetzt sind die Immobilien sehr teuer, kaum jemand kann sie sich noch leisten oder möchte sie finanzieren. Deshalb gibt es aktuell wieder mehr Angebote.
Wie viel Arbeit habe ich eigentlich selbst noch mit dem Hausverkauf, wenn ich einen Immobilienmakler beauftrage? Welche Aufgaben übernimmt der Makler, welche bleiben beim Verkäufer?
Für den Verkäufer ist das eine relativ entspannte Angelegenheit. Ich persönlich lasse mir rechtzeitig einige Vollmachten unterschrieben, so dass ich auch eigenständig tätig werden kann. So kann ich alles in die Wege leiten, den Wünschen des Verkäufers entsprechend. Es wurde ja im Vorfeld besprochen, was er will – und was möglicherweise nicht.
Letzte Frage: Wie zukunftsfähig ist Ihr Beruf? Lohnt sich eine Ausbildung?
Tatsächlich boomt der Beruf des Immobilienkaufmanns beziehungsweise der Immobilienkauffrau zurzeit ein wenig. Ein Makler benötigt in seinem Kreis eine Genehmigung, um arbeiten zu dürfen. Im Kreis Siegen-Wittgenstein haben diese Genehmigung zurzeit um die 40 Makler, wozu aber auch Bauträger oder Banken zählen. Erfreulich ist aber, dass ab dem nächsten Jahr auch in Siegen Immobilienkaufleute schulisch ausgebildet werden können. Bislang mussten sie dazu immer nach Köln oder Bochum fahren. Der Nachwuchs steht also schon in den Startlöchern. Interview: Michael Wetter
