Ungewolltes Paket für Amazon
Ampelanlage kommt vorerst nicht

- Auch die Kreuzung der Landesstraßen 714 und 512 in
Gerlingen soll im Rahmen der Verkehrsfluss-Analyse genau untersucht werden (SZ-Archivbild). - Foto: hobö
- hochgeladen von Klaus-Jürgen Menn (Redakteur)
hobö Gerlingen. Eigentlich könnte man von einem Erfolg für Ortsvorsteher Benjamin Hacke und andere Gerlinger Bürger sprechen. Denn ihr Aufruf an die Mitglieder des Wendener Gemeinderats, der „Amazon-Ampelanlage“ nicht zuzustimmen, fruchtete. Das höchste politische Gremium der Kommune folgte dem Wunsch des weltweit größten Online-Versandhändlers nämlich nicht, eine Ampelanlage an der Einmündung der Ludwig-Erhard-Straße auf die L 512 zu installieren. Die Entscheidung wird nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats zurückgestellt, bis eine Verkehrsfluss-Analyse für die komplette Ortsdurchfahrt vorliegt.
Doch zu Jubelstürmen ist den Gerlingern natürlich nicht zumute, denn ihr Hauptproblem, die vielbefahrene Ortsdurchfahrt, bleibt.
hobö Gerlingen. Eigentlich könnte man von einem Erfolg für Ortsvorsteher Benjamin Hacke und andere Gerlinger Bürger sprechen. Denn ihr Aufruf an die Mitglieder des Wendener Gemeinderats, der „Amazon-Ampelanlage“ nicht zuzustimmen, fruchtete. Das höchste politische Gremium der Kommune folgte dem Wunsch des weltweit größten Online-Versandhändlers nämlich nicht, eine Ampelanlage an der Einmündung der Ludwig-Erhard-Straße auf die L 512 zu installieren. Die Entscheidung wird nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats zurückgestellt, bis eine Verkehrsfluss-Analyse für die komplette Ortsdurchfahrt vorliegt.
Doch zu Jubelstürmen ist den Gerlingern natürlich nicht zumute, denn ihr Hauptproblem, die vielbefahrene Ortsdurchfahrt, bleibt. Und Amazon wird auch ohne einem Ampel-Beschluss das Verteilzentrum in Gerlingen in Betrieb nehmen und damit in der Spitze täglich bis zu 4200 zusätzliche Fahrzeugbewegungen hervorrufen.
Rat positioniert sich klar
Diese klare Positionierung des Rats am Mittwochabend wirkt umso bemerkenswerter, da eine Woche zuvor der Bau- und Planungsausschuss (BPA) mit 7:4-Stimmen dafür gestimmt hatte, die Ampelanlage zu errichten. Die Kosten von rund 80 000 bis 100 000 Euro will bekanntlich das Unternehmen Panattoni als sogenannter Vorhabenträger bezahlen. Panattoni hat das ehemalige Otto-Gelände gekauft, lässt die dortigen Immobilien abreißen und baut das Verteilzentrum, um jenes an Amazon zu vermieten. Inzwischen hat Panattoni erklärt, auch die Kosten für besagte Verkehrsfluss-Analyse zu tragen.
Robert Dornseifer (SPD) aus Ottfingen hatte schon in den Vorberatungen im Bau- und Planungsausschuss gegen eine Ampelanlage das Wort erhoben. Man erfülle damit nur einen Wunsch von Amazon, eine Ampelanlage habe Verkehr aber noch nie schneller gemacht. Dies unterstützte Sven Scharz (SPD) aus Gerlingen: „Ich kann nicht einsehen, dass Gerlinger Bürger an der Ampel warten müssen, um Amazon-Fahrzeuge vorzulassen.“
Bürgermeister Bernd Clemens (CDU) aus Gerlingen, verwies darauf, dass an der Ausfahrt des Industriegebietes „Auf der Mark“ künftig nicht nur Fahrzeuge von Amazon warten müssten. Es gehe hier um eine Lösung für alle Nutzer der Zufahrt.
UWG-Fraktionschef Thorsten Scheen aus Wenden pflichtete bei: „Die Situation an diesem Knotenpunkt ist schon länger kritisch.“ Es wäre doch mal sinnvoll, die anderen Unternehmen zu befragen, was sie von einer Ampel hielten. CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Solbach aus Heid sprach ebenfalls dafür, die Ampelanlage nicht voreilig zu installieren: „Hier müssen wir genauer analysieren und kommunizieren.“ Franz-Josef Henke (CDU) aus Gerlingen schlug vor, „einfach mal für ein halbes Jahr eine Baustellenampel an der Kreuzung hinzustellen – dann sehen wir ja, ob sie hilft“. Außerdem empfahl er eine Machbarkeitsstudie einer Autobahnanbindung in Auftrag zu geben, „dann haben wir was in der Hand“.
"Uns hat bisher keiner geholfen“
Im Hinblick auf eine Autobahn-Anschlussstelle erklärte Bürgermeister Clemens: „Wir sagen den zuständigen Stellen immer wieder, kümmert euch um Gerlingen – aber uns hat bisher keiner geholfen.“
Sebastian Hüpper (CDU) aus Gerlingen forderte, die Bushaltestelle auf der L 512 in Höhe des „Netto“-Markts zu verlegen, damit die Busse dort nicht mehr auf der Fahrbahn stehenblieben. Markus Hohmann, Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung der Gemeinde, erläuterte, dass man schon vor zwei Jahren geprüft habe, aus dem Buskap eine zurückliegende Busbucht zu machen. Dies würde ca. 80 000 Euro kosten. Nun sei man wieder im Gespräch mit Straßen NRW, da derzeit für die Verbesserung von Bushaltestellen Förderungen bereitstünden.
Bürgemeister Clemens betonte abschließend, dass die Ergebnisse der Verkehrsfluss-Analyse zügig vorliegen könnten, vermutlich schon in der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 17. März. Die Gemeinde habe das Planungsbüro IVV Aachen beauftragt, hier herrschten keine Zweifel an der Seriosität. Heike Quast (UWG) forderte aber ein, dass „die sich wirklich ein Bild vor Ort machen und nicht vom Schreibtisch aus rechnen“. In einer Online-Präsentation des Amazon-Vorhaben hatte eine Vertreterin von IVV nämlich den Eindruck von mangelhafter Ortskenntnis hinterlassen.
Autor:Holger Böhler (Redakteur) aus Wenden |
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