Wo Schotterpisten Luxus sind
Bernd Hesse fährt nach Afghanistan / Dr. Masaod Roohani sammelt für Gesundheitsstation
win Gerlingen. Bernd Hesse ist kein Redner, sondern ein Macher. Wenn andere noch diskutieren, hat der Unternehmer schon längst die Ärmel hochgekrempelt, in die Hände gespuckt und zugepackt. Nicht immer stößt er mit seiner direkten Vorgehensart auf die Begeisterung aller. Doch breite Zustimmung erfährt Bernd Hesse stets, wenn er seine Lkw nicht mit Verpackungsmaterialien, sondern mit Hilfsgütern belädt.
35-mal schon waren blaue »SiBO«-Lastwagen im Dienst der guten Sache unterwegs. Ob Tschernobyl in der Ukraine, Litauen, Rumänien oder Polen: Wo Lkw fahren können, hat Hesse schon Hilfsgüter verteilt. Fast immer fuhr er die Transporter selbst. Im vergangenen Jahr lud er seinen Kettenbagger auf einen Tieflader, nahm einen Mitarbeiter mit und fuhr nach Glashütte, um zu einem Zeitpunkt, als andere überlegten, welche Steuer zugunsten der Hochwasseropfer erhöht werden könnte, Schlamm wegzuschaffen.
In etwa sechs Wochen wird Hesse wieder unterwegs sein. Seine 36. Fahrt wird wohl die bislang heikelste. Afghanistan ist diesmal das Ziel des Wahl-Brüners. Als Hesse hörte, dass der Wendener Arzt Dr. Masaod Roohani in seinem Heimatland eine Gesundheitsstation aufbaut, war er gleich zur Stelle. Roohani und Hesse sind nun dabei, Hilfsgüter zu organisieren. Gesucht wird alles, was mit medizinischer Versorgung zu tun hat – ob Krankenbetten, Nachthemden oder Operationsgeräte: Die neue Gesundheitsstation kann so gut wie alles gebrauchen, um irgendwann als kleines Krankenhaus dienen zu können. Dr. Roohani: »In vielen Krankenhäusern sind Geräte ausgemustert worden, die hier gar nicht mehr benutzt werden dürfen. So etwas ist für uns natürlich hochinteressant.«
Der größte Wunsch von Dr. Roohani ist ein Ambulanzfahrzeug. Aber auch geländetaugliche Motorräder oder Mopeds wären von Nutzen, mit denen die Impfdienste der Gesundheitsstation durch die Berge Afghanistans fahren, um die Bevölkerung mit Serum zu versorgen.
Bernd Hesse ist bereit, größere Mengen an Hilfsgütern abzuholen. Ziel ist, den Lkw zu füllen. Denn die Fahrt ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Rund 8500 Kilometer sind zu bewältigen – pro Strecke, wohlgemerkt. Und nur der kleinere Teil davon führt über Autobahnen oder gut ausgebaute Landstraßen. In Afghanistan, das berichtete Dr. Roohani, ist eine Schotterpiste schon Luxus. Die Route führt über Österreich, das frühere Jugoslawien, die Türkei und den Iran.
Angst vor schwierigen Straßenabschnitten hat Hesse nicht. Er hat das Lkw-Fahren bei den Gebirgsjägern gelernt, ist im Unimog bis auf 2000 Meter Höhe gefahren. »Wo ich nicht hinfahre, da fährt auch kein Afghane hin«, ist er sicher, auf Hilfe einheimischer Fahrer verzichten zu können.
Neben rein medizinischen Hilfsgütern werden auch Bürogeräte gesucht, etwa PCs. Wer Geld spenden will, kann dies beim Wendener Verein »Afghanistan-Hilfe« tun. Dieser verfügt über zwei Konten: eines bei der Volksbank Wenden-Drolshagen (88888001) und eines bei der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden (200 9991). Dass die Spenden ankommen, dafür garantiert Dr. Roohani persönlich: Er will seinen nächsten Flug in seine Heimat so abstimmen, dass er bei der Ankunft des »SiBO«-Lkw selbst vor Ort ist und die Verteilung der Hilfsgüter selbst überwachen kann. Weitere Auskünfte unter Z (02762) 5068.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.