Museum Wilnsdorf eröffnet Skriptorium
„Buch“-Schätze“ als Dauerausstellung

- Der Evangelist Johannes wurde einst von Tilman Riemenschneider geschnitzt und war für die Pfarrkirche zu Münnerstadt bestimmt. Ein Replikat steht nun in der Wilnsdorfer Ausstellung.
- Foto: Jörg Langendorf
- hochgeladen von Peter Barden (Redakteur)
la Wilnsdorf. Das hätte sich der Bildschnitzer und Bildhauer Tilman Riemenschneider (1460 – 1531) auch nicht vorstellen können, dass eines Tages das Replikat seines Evangelisten Johannes die „Buch"-Schätze im neuen Skriptorium des Wilnsdorfer Museums beobachten würde. Die ursprüngliche Figur ist für die Predella des Hochaltars der Pfarrkirche zu Münnerstadt geschaffen worden. Riemenschneider stellte ihn als jungen, bartlosen Mann dar. Sein Symbol ist der Adler, und der Künstler aus Würzburg schnitzte ihn als Schreiber, am Stehpult sitzend, mit seinem Evangelium in den Händen. Dr. Corinna Nauck, die die Ausstellung konzipierte: „Die Statue passt genau an den Platz, an dem sie jetzt steht, und wirft durch die Beleuchtung einen Schatten, in dem sich das Motiv wiederholt.
la Wilnsdorf. Das hätte sich der Bildschnitzer und Bildhauer Tilman Riemenschneider (1460 – 1531) auch nicht vorstellen können, dass eines Tages das Replikat seines Evangelisten Johannes die „Buch"-Schätze im neuen Skriptorium des Wilnsdorfer Museums beobachten würde. Die ursprüngliche Figur ist für die Predella des Hochaltars der Pfarrkirche zu Münnerstadt geschaffen worden. Riemenschneider stellte ihn als jungen, bartlosen Mann dar. Sein Symbol ist der Adler, und der Künstler aus Würzburg schnitzte ihn als Schreiber, am Stehpult sitzend, mit seinem Evangelium in den Händen. Dr. Corinna Nauck, die die Ausstellung konzipierte: „Die Statue passt genau an den Platz, an dem sie jetzt steht, und wirft durch die Beleuchtung einen Schatten, in dem sich das Motiv wiederholt.“
Kleine, aber feine Ausstellung
In Wilnsdorf beginnt der Rundgang im Skriptorium bei ihm und führt dann vorbei an der Nürnberger Madonna, deren Original heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg steht. Museumsleiterin Dr. Corinna Nauck ist ganz besonders stolz, dass die Exponate der kleinen, aber feinen Dauerausstellung im eigens geschaffenen Raum allesamt aus dem Archiv des Museums oder aus dem Nachlass des verstorbenen Günther Jung (Wilnsdorf), einem großen Förderer des Museums, stammen.
Wer sich für sakrale Buchkunst interessiert, der wird an den Faksimile-Drucken seine helle Freude haben. In den Glasvitrinen liegt der Lorscher Rotulus, die einzige noch existierende Schriftrolle aus der karolingischen Zeit nördlich der Alpen. Er entstand im Kloster Lorsch zwischen 843 und 876. Nicht ganz geklärt ist die Herkunft der Handschrift des „Book of Kells“. Sie entstand vermutlich um 800 entweder im Kloster auf der Insel Iona in Northumbrien oder in Schottland.
Das Buchaltärchen Herzog Philipps des Guten, das sich unter der Inventarnummer „Codex 1800“ in der Österreichischen Nationalbibliothek befindet, ist eine einzigartige Kombination von Altar und Buch. Es handelt sich um ein Gebetbuch, das sein Besitzer, Herzog Philipp der Gute von Burgund, der wie viele mittelalterliche Herrscher einen Teil seines Lebens auf Reisen verbrachte, jederzeit als seinen privaten Altar nutzen konnte. Aufgeschlagen ist die „Ährenmadonna“, die so ähnlich in Kirchen in Lausanne und in Mailand zu sehen ist.
Schwarzes Stundenbuch: seltenes Meisterwerk
Die Wenzelsbibel, zwischen 1390 und 1400 in Prag entstanden, ist eine der ältesten Übersetzungen des Alten Testaments ins Deutsche. Interessant das Schwarze Stundenbuch, ein seltsames und seltenes Meisterwerk, dessen Herkunft und erster Besitzer unbekannt ist. Eines weiß man aber: Der Schreiber benutzte Tinte aus Silber und Gold und schrieb auf mit Tinte schwarz gefärbtem Pergament.
Narziss Renner (1502 – 1536), der in Augsburg eine Schreib- und Malstube betrieb, illustrierte 1520 das Gebetbuch für die Markgräfin Susanna von Brandenburg. Das Buch hat 180 Initialen, aufwändig gestaltete Bordüren mit Tieren und Pflanzen, viele liebevoll gemalte Szenen mit Putten. In einem weltlichen Skriptorium in Nürnberg entstand das „(Glockendon-)Gebetbuch“ Albrechts von Brandenburg, das heute in der Biblioteca Estense in Modena aufbewahrt wird. Die mit vielen prächtigen Miniaturen der Maler Nikolaus Glockendon und Georg Stierlein versehene Handschrift enthält „Das Leben Christi“ von Thomas von Kempen und wurde von einem unbekannten Schreiber für Kardinal Albrecht von Brandenburg angefertigt.
Stehpult mit mittelalterlichem Buch
Und damit man sich vorstellen kann, wie die Bücher einst geschrieben wurden, steht mitten in dem kleinen Raum ein Stehpult (das die Niederdielfener Schreinerei Andreas Spork nach Original-Vorlagen fertigte) mit einem mittelalterlichen Buch an der Kette.
Wer jetzt Spaß und Interesse an Schrift-Kunst gefunden hat, der muss in Wilnsdorf nur ein paar Schritte weitergehen, in den nächsten Raum, in dem neu und nicht minder interessant die „Geschichte der Schrift“ an einer Multimedia-Wand erläutert wird. Für Dr. Corinna Nauck wird hier deutlich, „wie tief unsere Wurzeln reichen“.
Museum Wilnsdorf, Rathausstraße 9, Wilnsdorf, mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr.


Autor:Jörg Langendorf aus Siegen |
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