Die Tarifeinigung in der Chemieindustrie ist ein gutes Beispiel für andere Branchen
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Die Beschäftigten in der Chemieindustrie bekommen deutlich mehr Geld.
© Quelle: Uwe Anspach/dpa-tmn
Es hätte eine wirklich unangenehme Tarifrunde werden können. Kaum eine Branche spürt die hohen Energie- und Rohstoffkosten so heftig wie die Chemie. Weitere Kostensteigerungen kann dort niemand brauchen. Gleichzeitig leiden ihre Beschäftigten unter der Inflation und brauchen mehr Geld wie alle anderen. Die Interessen lagen so weit auseinander wie selten.
Doch die Tarifparteien der Chemieindustrie gelten nicht umsonst als besonders pragmatisch. Sie haben vergleichsweise geräuschlos ein Paket geschnürt mit allem, was jetzt gefragt ist: Die Tariferhöhung hält sich in Grenzen, aber die Beschäftigten haben spürbar mehr in der Tasche – die von der Bundesregierung abgabenfrei gestellte Sonderzahlung von 3000 Euro macht es möglich. Gleichzeitig bekommen angeschlagene Betriebe zeitlichen Spielraum bei der Umsetzung.
Spürbar mehr in der Tasche
Unterm Strich ist das Entlastung auf der einen ohne Überlastung auf der anderen Seite. Und es verhindert, dass die Inflation durch einen Zweitrundeneffekt weiter angefacht wird: Die Einmalzahlungen treiben die Kosten nicht auf Dauer. Aus Gewerkschaftssicht mögen sie nicht einmal die zweitbeste Lösung sein – gesamtwirtschaftlich sind sie genau die richtige.
Wie immer, ist dieses Ergebnis nur begrenzt auf andere Branchen zu übertragen. Aber sowohl die Metaller und Metallerinnen, die noch verhandeln, als auch der öffentliche Dienst, wo es im Januar losgeht, können sich in zwei Punkten ein Beispiel nehmen. Die 3000 Euro „Inflationsgeld“ gehören in eine Einigung, auch wenn es „nur“ eine Einmalzahlung ist.
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Die Tarifpartnerschaft funktioniert
Vor allem aber sollten auch die anderen Verhandelnden beweisen, dass das Modell der Tarifpartnerschaft gerade in schwierigen Zeiten funktioniert. Sie ist leider ein bisschen aus der Mode gekommen. Aber Firmen, die sich daraus verabschiedet haben, beklagen gerade am lautesten den Fachkräftemangel. Und die „runden Tische“ und „Gipfeltreffen“, mit denen seit einigen Jahren im Kanzleramt alles und jedes gelöst werden soll, ergeben selten Eindrucksvolles.
Zwei Verhandlungsparteien mit Praxisbezug, direkter Verantwortung und klaren Interessen – das ist ein ziemlich guter Weg, um Herausforderungen zu bewältigen. Die Chemieindustrie hat es gerade bewiesen.