Produktion sinkt, Preis steigt: Deutschland isst weniger Fleisch
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Bratwürste auf einem Grill: Deutschland isst weniger Fleisch.
© Quelle: Karina Badura/pexels
Berlin. Die Fleischproduktion in Deutschland ist in den vergangenen fünf Jahren um 14 Prozent gesunken. Das geht aus einem Bericht des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor, in dem die Jahre 2017 bis 2022 betrachtet wurden. Am stärksten sank demnach die Herstellung von Schweinefleisch – um 18,5 Prozent auf knapp 4,5 Millionen. Im Gegensatz dazu ist zwar die Produktion von Geflügel gestiegen, jedoch nur um 1,8 Prozent.
Der Import von Fleisch ist laut Destatis ebenfalls zurückgegangen. Wurden 2017 noch 2,4 Millionen Tonnen Fleisch eingeführt, waren es im vergangenen Jahr 2 Millionen Tonnen – vor allem aus dem EU-Ausland. Deutschland selbst exportiert mittlerweile auch weniger: Der Export ist um ganze 19 Prozent gesunken. Destatis führt das zum Teil auf die Einfuhrbeschränkungen in Abnehmerländern wie China zurück. 2017 sind noch 9,7 Prozent aller Fleischexporte aus Deutschland nach China gegangen, 2022 waren es nur noch 0,1 Prozent.
Und auch beim Konsum gibt es eine Tendenz nach unten. Pro Kopf verzehren die Deutschen 12 Prozent weniger Fleisch als noch vor zehn Jahren. Besonders für das vergangene Jahr könnte das daran liegen, dass auch die Preise gestiegen sind. Fleisch und Fleischwaren haben 2022 im Gegensatz zum Vorjahr 14,5 Prozent mehr gekostet. Bei Geflügel müssen Konsumentinnen und Konsumenten am tiefsten in die Tasche greifen: Hier sind die Preise um 22,9 Prozent gestiegen. Die höheren Preise betreffen aber natürlich nicht nur Fleisch- und Wurstwaren, sondern Lebensmittel allgemein.
Report der Rügenwalder Mühle zeigt: Ersatzprodukte werden beliebter
Denn den Trend hin zu weniger Fleisch gibt es schon länger als seit dem vergangenen Jahr. Und er ist längst in den Unternehmen angekommen, wie ein Report der Rügenwalder Mühle zeigt. Das Unternehmen verkaufte im Jahr 2021 erstmals mehr vegetarische und vegane Produkte als Fleisch und hat nun mithilfe einer Umfrage einen „Stimmungsbericht von Deutschlands Esstischen“ veröffentlicht. Dazu befragte das von der Rügenwalder Mühle beauftragte Meinungsforschungsinstitut Yougov mehr als 3000 Menschen nach ihren Essgewohnheiten und Präferenzen.
Bei 40 Prozent der Befragten landen Schnitzel und Frikadellen aus Pflanzen demnach bereits gelegentlich auf dem Teller. Und bei jenen mit rein vegetarischer oder veganer Ernährung greift knapp die Hälfte sogar regelmäßig zu den Fleischalternativen. Jedoch finden viele Menschen die Ersatzprodukte noch zu teuer, das gaben 40 Prozent der Befragten an. Genauso viele Menschen finden allerdings auch, dass konventionelles Fleisch zu billig sei.
Laut der Umfrage ist mehr oder weniger Fleischkonsum auch eine Frage des Alters: Unter den 25- bis 34-Jährigen ist der Anteil von vegetarisch oder vegan essenden Menschen mit 18 Prozent am höchsten. Etwas mehr als ein Drittel der 18- bis 34-Jährigen gibt an, dass Fleischkonsum eigentlich nicht mit dem eigenen Gewissen vereinbar sei. Bei den über 55-Jährigen sagen dies nur 17 Prozent.
Auch wenn Fleischkonsum insgesamt zurückgeht, ernährt sich längst noch nicht die Mehrheit der Menschen rein vegetarisch oder vegan. Das tun laut der repräsentativen Umfrage aktuell lediglich 9 Prozent der Menschen. Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) gab an, regelmäßig Fleisch zu essen. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) gab an, Fleisch nur gelegentlich zu essen: Stichwort Flexitarismus. Wer sich flexitarisch ernährt, isst zwar Fleisch, aber eben deutlich seltener. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, wieso der Fleischkonsum insgesamt zurückgeht.
Männer essen eher Fleisch
Auffällig ist bei der Umfrage der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während nur 43 Prozent der Frauen regelmäßig Fleisch essen, sind es bei den Männern 64 Prozent. Zunehmend rückt dabei auch die Haltung der Tiere in den Fokus. „Es kann sein, dass irgendwann die Zielgruppe, die heute noch Wurst und Fleisch einkauft, es nur noch isst, wenn sie genau weiß, wo das Tier herkommt und wie es gehalten wurde“, kommt eine Expertin in dem Report zu Wort.
Das zeigt sich auch in den Supermärkten. Der Discounter Aldi will bis 2030 Frischfleisch nur noch aus den Haltungsstufen drei und vier verkaufen. Lidl und die Rewe-Gruppe wollen bis dahin kein Fleisch mehr aus der Haltungsstufe eins beziehen. Passend dazu könnte in Zukunft auch sogenanntes In-vitro-Fleisch auf dem Teller landen. Hierbei wird Fleisch aus Stammzellen gezüchtet. Im Gegensatz zur Tierhaltung würden Futteranbau und Flächennutzung wegfallen. Auch die Rügenwalder Mühle investiert bereits darin. Noch ist diese Methode allerdings Zukunftsmusik und in Deutschland nicht zugelassen.