LNG-Terminals: Plötzlich kann Deutschland sogar „schnell“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BCFEIQ7M4BEIHGQINREQFN2INI.jpeg)
Technische Anlagen und ein Kran stehen auf dem Anleger für das LNG-Terminal in der Nordsee vor Wilhelmshaven.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Berlin. 194 Tage. Länger hat es nicht gedauert, einen Landungsplatz und die benötigte Anbindung für ein schwimmendes Flüssiggasterminal in das Jadefahrwasser vor Wilhelmshaven zu bauen. Auch im vorpommerschen Lubmin stehen die Arbeiten kurz vor dem Abschluss. Und bis Ende kommenden Jahres sollen fünf weitere LNG-Terminals folgen.
Das Tempo ist enorm – vor allem wenn man bedenkt, dass Infrastruktur zur Entladung von Gastankern bis zum 24. Februar dieses Jahres bestenfalls in Gedankenspielen existiert hat. Man reibt sich verwundert die Augen: Plötzlich kann Deutschland, das berühmt für seine Gründlichkeit und berüchtigt für seine langsamen und komplizierten Planungsprozesse ist, sogar schnell.
Zur Wahrheit gehört: Es war die blanke Not, die die Politik zu einer massiven Verschlankung des Planungsrechts gezwungen und so zu einer rekordverdächtigen Genehmigungs- und Bauzeit geführt hat. Die Angst, dass ohne russisches Gas und ohne LNG im Winter nicht nur die Heizungen, sondern in der Wirtschaft auch die Lichter ausgehen, hat den Verantwortlichen auf allen Ebenen sprichwörtliche Beine gemacht. Und trotzdem ist der LNG-Kraftakt mehr als nur ein Hoffnungsschimmer: Warum sollte, was einmal gelingt, nicht auch ein zweites oder ein drittes Mal klappen?
Nötig wäre es, denn überwunden ist die Energiekrise mit den ersten Gasterminals noch lange nicht. Wir werden das Tempo beibehalten und auf den Bau von Windkraft- und Solaranlagen sowie Übertragungsleitungen ausdehnen müssen, wenn wir etwas an unserer bisherigen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ändern wollen.
Die Widerstände im Land werden weit größer sein als jene in den industrienahen Orten an den Nord- und Ostseeküsten. Überwunden werden müssen sie trotzdem. Und zwar in LNG-Geschwindigkeit.