Gewinneinbruch und Stellenabbau

Modehandel in der Krise: Was ist bei Zalando los?

Das Logo des Internethändlers Zalando auf einem Firmengebäude.

Das Logo des Internethändlers Zalando auf einem Firmengebäude.

Berlin. Im deutschen Modehandel kriselt es – das bekommt jetzt auch Zalando zu spüren. Zwar steht Europas größter Onlinemodehändler deutlich besser da als andere Unternehmen, dennoch muss der Dax-Konzern jetzt einen herben Einbruch beim Gewinn hinnehmen. 2022 lag der bereinigte operative Gewinn bei rund 185 Millionen Euro und somit deutlich unter dem Vorjahreswert von rund 468 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit 10,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr stabil. Das teilte Zalando am Dienstag in Berlin mit.

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2023 soll alles aber wieder besser werden: Der 2008 gegründete Konzern hat sich ein Sparprogramm aufgelegt, mit dessen Hilfe sich die Profitabilität wieder deutlich verbessern soll. Bereits vor wenigen Wochen hatte Zalando verkündet, dass in diesem Zuge Hunderte Stellen gestrichen werden müssen. Derzeit beschäftigt Zalando etwa 17.000 Mitarbeiter. Es wäre das erste Mal, dass das Berliner Unternehmen in einem solchen Umfang Stellen abbaut.

Erst Corona, dann Inflation und hohe Energiepreise

Hinter Zalando liegen außerordentlich erfolgreiche Jahre. Im Zuge der Corona-Krise, als sich das Leben nach innen verlagerte und die Fußgängerzonen leerer wurden, verzeichnete der Onlinehandel ein Rekordjahr. Die Jahre 2020 und 2021 hätten Zalando ein „außergewöhnliches Wachstum“ gebracht, schrieben die Chefs Robert Gentz und David Schneider kürzlich an die Beschäftigten.

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Dann kam das Jahr 2022: Das Leben kehrte in die Fußgängerzonen zurück und der Onlinehandel bekam wieder mehr Konkurrenz. Noch entscheidender sind allerdings die Entwicklungen seit Beginn des Ukraine-Krieges. Die hohen Inflationsraten und gestiegenen Energiepreise ließen die Konsumlaune tief abstürzen, Verbraucherinnen und Verbraucher hielten sich bei ihren Einkäufen zunehmend zurück.

Dabei sei das vergangene Jahr für Zalando eigentlich gut angelaufen, sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Entsprechend habe der Konzern kalkuliert. „Im Onlinehandel müssen Anfang des Jahres die Kapazitäten aufgebaut werden, um das Wachstum im Laufe des Jahres zu bewältigen“, sagt er. Doch dann kam ab Februar 2022 alles anders. „Das war unberechenbar“, so Heinemann. Die Kapazitäten wurden nicht mehr gebraucht, „deshalb wurde auch Personal abgebaut“.

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Heinemann: Nicht in existenzieller Krise

Zwar ist Zalando deshalb unter Druck geraten. Eine existenzielle Krise sei das aber nicht, meint Heinemann. „Zalando hat nach wie vor ein positives Ergebnis, was derzeit bei fast keinem stationären Bekleidungshändler der Fall ist“, sagt er. Anders sehe das beispielsweise bei Galeria oder Peek & Cloppenburg in Düsseldorf aus. „Die machen massiv Verluste“, sagt der Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein. Der Personallabbau – der nach Zalando-Angaben auch die Führungsebene treffen soll – ist nach Ansicht Heinemanns ebenfalls noch relativ überschaubar.

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Nun will das Dax-Unternehmen wieder Fahrtwind gewinnen. 2023 erwartet Zalando einen operativen Gewinn zwischen 280 und 350 Millionen Euro, hieß es am Dienstag. Zalando verwies zudem darauf, dass die Anzahl der aktiven Kundinnen und Kunden um mehr als 6 Prozent gestiegen und sich die Anzahl der Mitglieder im Zalando-Plusprogramm auf über 2 Millionen mehr als verdoppelt habe. Das Unternehmen hatte im vergangenen Sommer zudem ein Novum gewagt: Erstmals führte es eine Mindestgebühr für Bestellungen ein. Eine „langfristige Wachstumschance“ sieht der Konzern nun darin, seine eigene Logistik-Infrastruktur auch an andere Anbieter zu vermarkten.

Der Konzern muss sich derzeit jedoch auch noch mit Greenwashingvorwürfen auseinandersetzen. Nach einer gemeinsamen Recherche von SWR, „Zeit“ und „Flip“ ist die Retourenpraxis des Modehändlers in die Kritik geraten. Laut der Recherche wird die retournierte Ware nicht in dem Umfang wiederverkauft wie von Zalando angegeben und legt dabei auch noch lange Transportwege durch Europa zurück. Das Rechercheteam hatte dafür GPS-Tracker in Kleidungsstücken angebracht. Zalando hatte darauf bereits reagiert – und sagte dem RND, dass man die Obhutspflicht gemäß des Kreislaufwirtschaftsgesetzes „vollumfänglich“ erfülle.

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