400 Jahre alte Scheune sucht neues Zuhause
Andreas Würthen zerlegte das gute Stück und plant originalgetreuen Wiederaufbau
sz Wissen. Das Gebäude hat 400 Jahre lang im Elbergrund gestanden und wurde doch innerhalb von wenigen Tagen abgerissen. Die Rede ist von einer Fachwerkscheune zwischen den Höfen Würthen und Schwan im Weiler Niederhombach, der zur Stadt Wissen gehört.
Eine Abbildung ist im Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen, Ausgabe 1980, zu sehen. Darin datiert der Heimatforscher Günter Heuzeroth die Scheune auf das Entstehungsjahr 1602. Der heutige Eigentümer Andreas Würthen nimmt an, dass sie auch einmal als Wohnhaus gedient hat. Anzeichen dafür sind unter anderem ein breiter Treppenaufgang und eingeritzte Verzierungen in den Lehmfeldern der Gefache.
Das Schleppdach ist bereits vor etwa 20 Jahren entfernt worden. Kurz darauf fand eine Renovierung vor allem des Dachs statt. Genutzt wurde das Gebäude mit seiner Grundfläche von 36 Quadrat- metern schon lange nur noch als Maschinenschuppen und Strohlager.
Mit dem Aufgeben der Landwirtschaft als Haupterwerb ließ die Bedeutung der Scheune nach. Außerdem war es recht unpraktisch, dass die Würthens bei jeder Inanspruchnahme die stark befahrene Landesstraße unweit von Gebhardshain überqueren mussten. Zudem bekundeten die Nachbarn Interesse an dem betreffenden Grundstück.
Andreas Würthen entschloss sich deshalb zum Abbruch der Fachwerkscheune. Mit der tatkräftigen Unterstützung von einem runden Dutzend Verwandten, Bekannten und Freunden machte er sich ans Werk. Zuerst hob man vorsichtig die Dachpfannen herunter und entfernte die Seitenbretter. Darunter kamen die Lehmgefache zum Vorschein. Bemerkenswert waren hier die Verstärkungen durch halbierte Birkenreiser und Eichenholzstäbe.
Übrig blieb dann nur noch das eigentliche Fachwerkgerüst. Die einzelnen Balken waren ohne einen einzigen Eisenstift zusammengefügt, Halt gaben ausschließlich Nägel aus Eiche. Ein mitwirkender Zimmermann wies Würthen auf so genannte »scharf gezeichnete« Markierungen hin. Dabei handelt es sich um Axtschläge in Form von römischen Ziffern, die offenbar schon beim Bau vor 400 Jahren angebracht worden sind. Ähnliches ist auch jetzt geschehen.
Der Besitzer hat die Holzteile durchnummeriert und damit für einen eventuellen Wiederaufbau vorgesorgt. Die Balken erwiesen sich ganz überwiegend als »gut in Schuss«. Neu angefertigt werden müssten eventuell nur wenige Exemplare. Nach dem gelungenen Abriss suchte Andreas Würthen nach einem neuen Eigentümer. Dieser sollte die Scheune nach Möglichkeit ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend nutzen. Die Heimatfreunde Gebhardshain zeigten zunächst ernsthaftes Interesse, winkten dann aber ab: »Uns steht leider kein geeignetes Grundstück zur Verfügung«. Und das Westerwälder Landschaftmuseum in Hachenburg hatte keinen Bedarf.
Sollte sich kein anderer Liebhaber für das gute alte Stück finden, möchte Andreas Würthen die schmucke Fachwerkscheune vielleicht selbst wieder auf seinem Anwesen aufbauen. Sie hat die Jahrhunderte ganz passabel überstanden und zweifellos ein »Weiterleben« im Originalzustand verdient.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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