Spaß, Musik, Comedy und Geschichten

- Ein gut vierstündiges Programm boten die Mitwirkenden des „Saalü“-Heimatvarietés in Katzwinkel. Im Bild: Charla und Michael vor der Bergkapelle Vereinigung und „zwei Frauen aus Ostpreußen“, Trudhilde Friedrich (l.) und Ingrid Zimmermann. Fotos: sbh
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sbh Katzwinkel. Wenn vier Auswärtige die Post abgehen lassen, zwei alte Damen aus Ostpreußen Intimitäten austauschen, ein ortsbekannter Musiker aus dem Nähkästchen plaudert und ein Polizist aus der Rolle fällt – und das in Begleitung der Bergmannskapelle, nebst Kirchenchor und historischer Unterstützung –, dann ist das nicht Karneval, sondern „Saalü“ – und man kann, ob als Zugereister oder „Eingeborener“, noch etwas erfahren.
„Saalü“ ist ein seit 16 Jahren bestehendes Bühnenprogramm, das Geschichten in alten Sälen mit Darstellern und Aktiven aus den jeweiligen Ortsgemeinden beleuchtet. 200 Dörfer habe man bereits in Rheinland-Pfalz bespielt, so Martina Hellfenstein (Historikerin und Projektleiterin) im Gespräch. In der Gegend war „Saalü“ bereits in Mittelhof, Gebhardshain und Birken-Honigsessen in alten Sälen, unterstützt von der Wissener Kulturschmiede, die auch am Samstagabend mit der Technik bereitstand.
Das Heimatvarieté gastierte im voll besetzten Gasthaus „Zur Vereinigung“ in Katzwinkel mit einem bunten Mix aus Moderation, Stand-up-Comedy, Chanson, Egerländer Blasmusik, Chorgesang, Sketchen, Urgesteinen, Power-Point und einer Menge Frohsinn.
Ein gut vierstündiges Programm stellten die Akteure auf die Beine. Bei der Begrüßung zeigte Bürgermeister Ernst Dornhoff, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat. Er sollte einen Satz bauen, der die Gemeinde Katzwinkel ausmacht. Das bekam er auch gut hin, und es diente drei von vier Auswärtigen als Vorlage zu einer skurrilen Interpretation. Durch den Abend führte Gündä (Wolfgang Müller), der als Moderator ständig auf Zack war und unvorhergesehene Programmänderungen, Namensunklarheiten und auch die Frau im Männerchor zu verkraften wusste. Charla Drops, die Frau mit den vielen Gesichtern, bot nicht nur einen Lachkurs, sondern sang fantastisch auch in Begleitung der Bergkapelle Vereinigung zu „New York“. Mit dabei war der lebende Pullunder, Michael48, Frauenaufreißer und Sänger, der den Männerchor bluesig und klasse begleitete. Unter anderem erzählte der Kapellmeister Michael Velten, wie man Dirigent wird. In den großen und kleinen Geschichten, den Anekdoten, von Urgesteinen erzählt, liegt der Schwerpunkt und der Erfolg des „Saalü“-Konzeptes. So bereicherte der Chronist Heinz Holschbach den Abend mit seinen Berichten und der Bildauswahl per Power-Point, die zur Darbietung des Stückes „Elternhaus“ (Kirchenchor Cäcilia) gezeigt wurde. Polizist und Beigeordneter Wolfgang Würden führte ein „Dorfexamen“ durch, einen Einbürgerungstest für einen zureisewilligen Siegener, Ernst Becher, der die dörflich unterschiedlichen Bezeichnungen und Aussprachen für Dampfkartoffel nicht hinbekam.
Dann betrat Mark Welte die Bühne, ein Stadtneurotiker aus Köln, aufgewachsen in Leverkusen, vom Therapeuten als Belastung empfunden, der die Bühne als Couch und das Publikum zum Ausquatschen nutzte. Die Menschen im Saal nahmen es mit viel Humor. Moderator Gündä, der sich mit seiner Wortschöpfung „Catcorner“ nicht so recht durchzusetzen vermochte, staunte nicht schlecht über den MGV Knappenchor, der musikalisch ebenfalls vertreten war, und das mit einer Dame in seiner Mitte. Den Herrn bei den katholischen Frauen fand er aber nicht. Diese hatten „zwei Frauen aus Ostpreußen“ (Ingrid Zimmermann, Trudhilde Friedrich) dabei, die eine leidend, die andere beratend – so wusste am Ende jeder im Saal, wo er bei welchem Wehwehchen hinzugehen hat.„Volle Nüsse“ rockten schon damals die ZiKeRos den alten Saal, und Ernst Kern wusste einiges dazu zu berichten. Besonders witzig seine clevere Liebesgeschichte, die ihm neben einer Frau fürs Leben auch ein Moped einbrachte. Bergmanns-, Karnevals-, Schützengeschichten. Viel Spaß, Musik und Comedy – ein volles Programm, „volle Nüsse“, sozusagen.


Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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