Prinzip Einbahnstraße
Wissener Tafel mit neuem Konzept

- Bei der Warenausgabe spielen Stuhlreihen eine wichtige Rolle.
- Foto: dach
- hochgeladen von Klaus-Jürgen Menn (Redakteur)
dach Wissen. „36“, sagt Kurt Höblich. „Alles gut.“ Das Fieberthermometer leuchtet grün auf. Es kann weitergehen. Die junge Frau legt ihre Bedarfskarte auf den Tisch, außerdem den üblichen Obolus. Höblich hakt ihren Namen auf der Liste ab, notiert außerdem die Uhrzeit.
Die Wissener Tafel hat sich auf die Corona-Pandemie „eingeschossen“. Die Abläufe haben sich seit dem Lockdown im Frühjahr deutlich geändert. Ein warmes Mittagessen gibt‘s nicht mehr, auch nicht mehr die Gelegenheit zum Verweilen im Saal des evangelischen Gemeindehauses. „Der ganze soziale Aspekt ist weggebrochen“, so Höblich.
Das hat Gründe: Zum einen sollen ja die Kontakte minimiert werden, zum anderen wird der Platz im Gemeindehaus gebraucht.
dach Wissen. „36“, sagt Kurt Höblich. „Alles gut.“ Das Fieberthermometer leuchtet grün auf. Es kann weitergehen. Die junge Frau legt ihre Bedarfskarte auf den Tisch, außerdem den üblichen Obolus. Höblich hakt ihren Namen auf der Liste ab, notiert außerdem die Uhrzeit.
Die Wissener Tafel hat sich auf die Corona-Pandemie „eingeschossen“. Die Abläufe haben sich seit dem Lockdown im Frühjahr deutlich geändert. Ein warmes Mittagessen gibt‘s nicht mehr, auch nicht mehr die Gelegenheit zum Verweilen im Saal des evangelischen Gemeindehauses. „Der ganze soziale Aspekt ist weggebrochen“, so Höblich.
Das hat Gründe: Zum einen sollen ja die Kontakte minimiert werden, zum anderen wird der Platz im Gemeindehaus gebraucht. Denn im Saal ist nun die Ware aufgebaut, die Gäste werden von Station zu Station gelotst, die Einkaufswagen von den Mitarbeitern bestückt. Nun herrscht hier das Prinzip Einbahnstraße.
Atmosphäre ist unaufgeregt
Geduld ist gefragt. Abstand halten, das Tragen einer Maske und das Desinfizieren der Hände sind obligatorisch. Das klappt erstaunlich gut, die Atmosphäre ist unaufgeregt. Zwischen Kundschaft und „Theke“ sind zwei Stuhlreihen Distanz geschaffen worden. Erst im Foyer gibt es die Wagen an die Hand, hier müssen die Kunden ihre Lebensmittel einpacken und dann flugs wieder an die frische Luft. Am Eingang gibt es das Hygienekonzept in Form eines Flugblatts, die Regeln liegen außerdem ausgedruckt in mehreren Sprachen bereit.
Auf der Liste, die jeweils tagesaktuell von der Verbandsgemeindeverwaltung kommt, stehen heute 111 Namen, die für ebenso viele Haushalte stehen. Pro „Bedarfsgemeinschaft“, wie es offiziell heißt, darf einer zum Abholen der Lebensmittel vorbeikommen. Aber längst nicht alle, die dürften, nutzen auch die Gelegenheit. Dennoch: Im Durchschnitt versorgt die Tafel wohl rund dreimal so viele Menschen, wie physisch anwesend sind. „Wenn 50 kommen, holen die für 150“, sagt Nikolaus Rausch vom Leitungsteam, das bei der ökumenischen Institution – im Januar kann die Wissener Tafel auf eine zwölfjährige Geschichte zurückblicken – paritätisch besetzt ist.
Die Größe des Gemeindehauses bietet die Möglichkeit, das Sortieren zu entzerren. Auch dabei spielt das Virus eine zentrale Rolle. Den Mitarbeiterstamm hat man bei der Wissener Tafel indes reduziert. Vor einem Jahr waren es noch rund 70, jetzt ist es noch die Hälfte. Vor allem die Älteren sind nun außen vor, Stichwort: Risikogruppe.
Die Versorgung mit Lebensmitteln ist der Teil der Tafel-Arbeit, die durch die Pandemie am wenigsten betroffen ist. „Es ist genug da“, sagt Christine Rausch. Es bleiben sogar Sachen übrig. Die Reste holt nach der Verteilung ein Bauer ab. An das Corona-Prozedere haben sich mittlerweile alle gewöhnt. „Es läuft erstaunlich gut“, so Nikolaus Rausch. Der Präsentation der Waren und dem Ablauf habe die Neustrukturierung sogar gut getan.
Corona-Konzept immer wieder verfeinert
Das Corona-Konzept wurde in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder verfeinert. Nach der Baptistenhochzeit von Altenkirchen hat das Leitungsteam, auch „Tafelrunde“ genannt, sich noch intensiver die Köpfe zerbrochen. Es kam zu dem Schluss, dass es zu solchen Infektionsketten bei der Wissener Tafel nicht hätte kommen können, sagt Kurt Höblich, der Wächter über die Liste. Die kommt übrigens nach der Lebensmittelausgabe in einen Umschlag, zusammen mit einer Aufstellung der eingesetzten Mitarbeiter. Sechs Wochen lang wird der Datensatz verwahrt. „Dann kommt er in den Reißwolf“, so Höblich.
Auf dieser Liste steht diesmal auch der Name ein Mannes aus Betzdorf, der gerade bei Kurt Höblich vier Euro auf den Tisch legt. Er holt Lebensmittel für zwei Erwachsene. Solange die Betzdorfer Tafel geschlossen bleibt – wie berichtet waren die Corona-Risiken hier zu hoch – versorgen die Wissener „Kollegen“ deren Kundschaft (auf entsprechenden Antrag hin) mit. Aber auch hier gilt: Rein kommt man nur, wenn das Fieberthermometer mitspielt. „36?“ – „Alles gut.“


Autor:Achim Dörner (Redakteur) aus Betzdorf |
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