Können Delfine an Alzheimer erkranken? Studie liefert Hinweise
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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass auch Delfine an Alzheimer erkranken können.
© Quelle: picture alliance / dpa
In letzter Zeit sind immer wieder Delfine an den Küsten Großbritanniens gestrandet. Die Ursache dafür ist oft unklar, doch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang mit Pathologien im Gehirn bei den Meeressäugern. Möglicherweise handelt es sich sogar um Alzheimer. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „European Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.
Drei Delfine zeigen alzheimerähnliche Hirnveränderungen
In seiner Studie hat das Forscherteam um den Tierpathologen Mark Dagleish bei 22 gestrandeten Delfinen aus fünf Arten nach verschiedenen Alzheimer-Markern gesucht. Drei der gestrandeten Delfine wiesen entsprechende Biomarker im Gehirn auf, die auch bei der menschlichen Alzheimer-Krankheit auftreten.
So zeigten Untersuchungen bei einem Weißschnauzendelfin, einem Großen Tümmler und einem Langflossen-Grindwal, der ebenfalls zur Familie der Delfine gehört, abnorme Mengen des Beta-Amyloid-Proteins, welches Neuronen im Gehirn stört. Auch das Protein Tau sowie eine Ansammlung von Gliazellen, welche wohl eine Entzündung des Gehirns bei den Tieren verursacht haben, traten verstärkt auf.
Verirrte Tiere folgen verwirrtem Anführer
Bei den gestrandeten Tiere handelte es sich nicht immer um Einzelfälle. Häufiger strandeten auch ganze Gruppen von Delfinen. Unter diesen waren auch zahlreiche gesunde Tiere, die sich unter normalen Umständen extrem selten in flache Gewässer verirren.
Auch für dieses Phänomen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits eine erste mögliche Erklärung: Demnach lotst ein orientierungsloser, verwirrter Anführer die gesamte Gruppe versehentlich aus den Tiefen in Küstennähe, wo sie stranden und sich nicht mehr aus eigener Kraft zurück ins Meer retten können.
Untersuchungen können bei Alzheimer-Forschung helfen
Um herauszufinden, ob die Massenstrandungen mit Alzheimer-Erkrankungen unter den Meeressäugern zusammenhängen, seien allerdings weitere Untersuchungen nötig. Insbesondere müssten die Tiere sowie ihr Verhalten über einen längeren Zeitraum beobachtet und untersucht werden, so die Forschenden in ihrem Bericht. Eine Möglichkeit dafür wären Studien mit in Gefangenschaft lebenden Delfinen.
Forschungsvorhaben an Delfinen und ihren Gehirnen seien allerdings nicht nur dahingehend interessant, Phänomene wie die Massenstrandungen zu klären. Sie können auch der menschlichen Alzheimer-Forschung nutzen. Weitere Studien könnten „zu einem besseren Verständnis des Krankheitsverlaufs, der Risikofaktoren und der zugrunde liegenden Mechanismen von Alzheimer führen“, schreiben die Forschenden.