Experte für Achtsamkeit: Zum Glücklichsein braucht es keine Extreme
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Jemand hält ein Kleeblatt gen Himmel.
© Quelle: Barbara Krysztofiak/Unplash
Glück lässt sich weder kaufen noch erzwingen. Doch es gibt viele Tipps und Ratschläge, wie man dem Glück auf die Sprünge helfen kann. Eine weitere Strategie besteht darin zu vermeiden, was unserem Glück im Weg steht: Neid, Hass, Gier, Stress, übertriebene Ängste und unnötige Sorgen, Selbstüberschätzung und Unachtsamkeit – um nur einige Glückshemmer zu nennen.
Der Psychologe Paul Dolan hat dazu eine Vielzahl von Erkenntnissen gesammelt. Er ist Professor für Verhaltenswissenschaften an der London School of Economics and Political Science und hat sich einen Namen gemacht durch seine Forschungsarbeiten über den Zusammenhang zwischen Glück, Wohlbefinden und Verhalten. Darüber hinaus ist er Berater sowohl für die US-amerikanische als auch die britische Regierung zu Themen der öffentlichen Gesundheits- und Wirtschaftspolitik.
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Jetzt wird alles anders: Alternative gute Vorsätze für 2023
Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport, weniger Alkohol, gesunde Ernährung – die klassischen guten Vorsätze fürs neue Jahr. Dabei braucht es viel mehr, um glücklich zu sein. Vielleicht sollten Sie 2023 Zeit und Mühe in ganz andere Dinge investieren.
(Viel) Geld macht nicht glücklich
Eine naheliegende Erkenntnis von ihm ist, dass unser Glück in starkem Maße getrübt wird, wenn wir uns intensiv auf negative Aspekte des Lebens konzentrieren. Wer beispielsweise den ganzen Tag über intensiv schlechte Nachrichten über Krieg und Klimakatastrophen konsumiert, wird früher oder später unglücklich.
Alternativ ist es nicht nur für das eigene Wohlergehen deutlich besser, wenn man sich wohldosiert informiert und ansonsten den Fokus darauf legt, worauf man Einfluss nehmen kann, indem man beispielsweise in einem Umweltverband mitwirkt, Geld oder Sachen spendet oder Geflüchteten beim Erlernen der deutschen Sprache hilft.
Geld, Luxus und Genuss haben weniger mit Glück zu tun als wir denken. Sobald die existenziellen Grundbedürfnisse wie Nahrung, Schlaf und ein Zuhause gesichert sind, nimmt die Bedeutung von mehr Geld für das Wohlbefinden ab. Studien haben gezeigt, dass die Zufriedenheit von Lottogewinnerinnen und Lottogewinnern nach nur wenigen Monaten nur noch unwesentlich höher war als zuvor – ja, teilweise sogar geringer. Wer sein Streben also ausschließlich auf mehr Geld ausrichtet, setzt aufs falsche Pferd.
Sind Sinn oder Lust wichtiger?
Ähnlich ist es mit der Maximierung von Lust und Sinnesfreuden bestellt. Jedes Stückchen Schokolade mehr bringt nicht zwangsläufig mehr Genuss. So verhält es sich auch mit Fernsehen, Internet und Sex. Doch in Kombination mit der Sinnkomponente (Kinder großziehen, ehrenamtlich tätig sein oder allgemein zum Wohle anderer Menschen beitragen) trägt die Lustkomponente zu mehr Lebenszufriedenheit bei. Entscheidend ist dabei die Dosierung und der Zeitpunkt für das eine oder andere. Manchmal kann die Lusterfüllung zur Lebensfreude beitragen, ein andermal das sinnerfüllte Tun.
Sternstunden sind jene, wo sinnerfülltes Wirken gleichzeitig unser Lustbedürfnis befriedigt. Entscheidungshilfen bieten ein hohes Maß an Bewusstheit und das Nachspüren: „Tut es mir gut mit dem, was ich tue oder beabsichtige zu tun?“ Der Erfolgsautor Rolf Dobelli rät in seinem Bestseller „Die Kunst des guten Lebens“ sinngemäß dazu, sich um eine ausgewogene Mischung zwischen Lust und Sinnhaftigkeit zu bemühen und dabei die Extreme zu vermeiden.
Die Mischung macht’s
Am besten wechseln Sie zwischen Sinnhaftigkeit und Genuss ab. Haben Sie ein Stück Welt gerettet, dann gönnen Sie sich anschließend etwas Gutes für sich selbst – und sei es ein Stück Schokolade.
Helmut Nowak ist Coach und Lehrer für Achtsamkeit und Stressbewältigung und schildert hier regelmäßig, wie man lernt, bewusster zu leben. Der Autor ist zu erreichen unter www.achtsamkeit-und-co.de.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.